An einem warmen Frühlingstag vor fast fünf Jahrhunderten, um genau zu sein am 28. März 1543, befand sich die junge und von Geburt an stumme Hirtin Giulia Manfredi mit ihren Kühen und den wenigen Schafen der Familie auf einer Weide in der Nähe ihres Hauses.
Wie an jedem Tag betete das Mädchen still vor einer kleinen Kapelle, in der die Madonna und ihr Kind dargestellt waren. Aber an jenem Tag erschien neben der Kapelle zwischen den Ästen des Dornbuschs (Weißdorn oder in der lokalen Sprache “bocciolo”) die Jungfrau Maria, die dem Mädchen versicherte, dass sie es im Paradiese willkommen heiße. Sie bat das Mädchen außerdem, allen zu sagen, dass sie jeden Samstagnachmittag für Ihre Gnade, die sie bereit war zu spenden, an diesem Ort gefeiert werden wolle.
“Sie werden mir nicht glauben”, sagte Giulia der Jungfrau, aber diese antwortete, sie solle Vertrauen haben. Auf dem Heimweg bemerkte die junge Hirtin, dass ihr die Stimme geschenkt worden war und während sie allen von der Erscheinung erzählte, begannen die Kirchenglocken zu läuten ohne dass jemand sie berührt hatte.
Die Nachricht der wunderbaren Erscheinung verbreitete sich sehr bald überall und die Heilige Mutter lockte Scharen von Gläubigen aus allen Dörfern der Alpen und vor allem aus dem Wallis an. Seit diesem Tag, so belegen es auch die Jahrbücher des Santuario, wurden weitere Wunder registriert: von der Rettung bei Unfällen bis hin zur Heilung von schlimmen Krankheiten.
Am Ort der Erscheinung an der kleinen Kapelle, wurde 1628 mit dem Bau des Santuario begonnen, das heute als neoklassizistisches Bauwerk mit seiner festlichen Säulenreihe in Granit zu bestaunen ist. In seinem Innern werden einige Teile des Dornbuschs, in dem die Madonna erschien, aufbewahrt.
Ein letzter Hinweis für unsere Gäste: Das Santuario befindet sich auf dem Hügel direkt über La Darbia. Sollten Sie das Santuario zu Fuß erreichen wollen, dann nehmen Sie gleich hinter dem Tor die erste Straße links (Via Giulia Manfredi); oben angekommen im Dörfchen Vacciaghetto bemerken Sie auf dem ersten Haus rechts eine Gedenktafel, die an das Haus der jungen Hirtin erinnert.