Psst… auf der Insel San Giulio kommen aufgewühlte Seelen zur Ruhe.
Ein einziger Rundweg führt einmal um die Insel San Giulio. Wer wie alle über das Wasser auf die Insel kommt, muss unweigerlich diesen Weg entlang gehen. Auch die lautesten Touristen halten sich an die Regel der Stille und genießen diesen meditativen und antiken Ort.
In nur wenigen Minuten erreicht man die Insel mit dem Motorboot von Orta. Abfahrt ist für alle am lebhaften Hauptplatz Ortas, der vor allem am Mittwoch, dem Markttag, aber auch an Sonntagen sehr voll ist. Der Legende nach kam San Giulio am Ende des vierten Jahrhunderts am Seeufer an und breitete seinen Mantel auf dem Wasser aus, auf dem er die Insel erreichte. Sein Stock führte ihn durch das Unwetter. Der Heilige befreite die Insel von Schlangen und Drachen und gründete auf der Insel seine hundertste Kirche.
Eine Bank, ein angelehntes Tor, das Kopfsteinpflaster, die kleinen Einblicke auf den See. Außerdem die Stege, die großen Türen der Villen, die Basilika und das Benediktinerkloster: All das trägt zu dieser suggestiven und tiefgründigen Atmosphäre bei. Auf der anderen Seite dürfen wir nicht vergessen, dass dieser Ort die Abtei Mater Ecclesiae beherbergt, ein Klausurkloster mit einer Nonnengemeinschaft, die sich dem Gebet, dem Studium und der Restauration von Wandteppichen widmet. Die Schwestern bereiten auch die Hostien für den Gottesdienst und das berühmte Brot von San Giulio das „pane di San Giulio” vor. Es wird gesegnet und am Patronatsfest Ende Januar verteilt.
Das, was einst die Behausungen der Kanoniker waren, sind heute wunderschöne Villen in privatem Besitz. Eines der ältesten Herrenhäuser gehörte Cesare Augusto Tallone, Klavierbauer und Stimmer des berühmten Toscanini. Deshalb werden jedes Jahr im Innern der Villa klassische Konzerte veranstaltet, wo junge und vielversprechende Talente auftreten. Auch nennenswert: Das Lektürefestival „Poetry on the lake”, eine Initiative von Gabriel Griffin, einer auf der Insel lebenden, walisischen Schriftstellerin.
In diesen schwierigen Zeiten tut es gut, den Weg der Stille zu gehen und dabei die Schilder mit kleinen Lebensweisheiten zu lesen. Lassen Sie sich ruhig anstecken, von dieser beeindruckenden Atmosphäre. Denken Sie daran, «jede Reise beginnt ganz nahe» und eigentlich «befinden sich die Mauern in deinem Geist».